Ich weiß nicht, wieso es so ist, wie es ist. Karma?
Es ist nämlich so, dass wir ausgerechnet an Extrem-Wettertagen immer irgendwelche Termine haben. Solche Dinge wie: eine Tagung im platten Nordfriesland beim heftigsten Schneesturm des Jahres und satten Minustemperaturen, der Beginn einer Urlaubsfahrt nachdem in der Nacht noch ein Sturm gewütet und Bäume und Äste auf die Straßen geworfen hat, Karten für das Kleine Fest in Herrenhausen am heißesten Tag des Jahres (37 Grad Celsius) oder fürs Roncalli-Zirkuszelt, oder für Winter-Roncalli bei Glatteisregen ... ich könnte noch einiges aufzählen.
Am Samstag war auch so ein Tag, bereits am Morgen war es drückend und schwül, fast windstill, das Thermometer kletterte auf 32 Grad Celsius, die Sonne brannte und die Devise war eigentlich: drinnen bleiben, alles verdunkeln und nicht bewegen. Aber wir hatten Eintrittskarten für den Feuerwerkswettbewerb in Herrenhausens Großem Garten, für den Beitrag Norwegens. In der größten Hitze mussten wir raus, denn um 18.00 Uhr begann der Einlass, einen Parkplatz fürs Auto brauchten wir auch ... wer fährt bei solchen Temperaturen schon freiwillig stickige Straßenbahn? Ich hatte das knappste vertretbare Kleid aus meinem Kleiderschrank an und war ausgerüstet mit 1,5 Liter Wasser, einem Baguette, Weintrauben, Käsewürfeln, Keksen, Fächer, Sonnencreme und einem Sonnen(eigentlichRegen)schirm.
Was wir nicht hatten: Picknickdecke, Campingstühle, Bollerwagen und Kühltasche (beides eigentlich sowieso verboten) voll Essen und Trinken.
(Fast) alle übrigen hatten das aber und bauten in Windeseile im Großen Parterre des Gartens ihre Wagenburgen, wo sie dann saßen und sich nicht mehr fortbewegten, um ja die beste Sicht aufs Feuerwerk nicht zu verlieren. Wen erinnert das nicht an das Urlaubs-Handtuch bereits Morgens auf dem Pool-Liegestuhl? Und wir hatten leider kein Mückenspray ...
Während wir noch schattensuchend in der Eingangsschlange standen fielen die ersten Tropfen, wurden immer dicker, Gewitterwolken türmten sich aus dem Nichts. Aus meinem Sonnen- wurde wieder ein Regenschirm und wir suchten uns eine Bank zwischen Hainbuchenhecken, Hibiskushochstämmchen und Linden. Und im Großen Parterre wurden alle Burgenbauer mächtig nass. Schadenfreude.
Wir wanderten im Regen bis zur Großen Fontäne, dort waren die sonst immer verschlossenen kleinen dreieckigen Gärtlein, die Triangeln, offen. Jedes Gärtlein ist von einer Hainbuchenhecke umschlossen, innen wachsen Gehölze und stehen Bänke unter einem dicken Blätterdach. Wir waren dort allein, wie in einer anderen Welt, hörten gedämpftes Gewittergrollen, die übrigen 10.998 Besucher waren wie weit entfernt und Vögel und Verwandtschaft von Hemmi Hermine Eichhorn hüpften um uns durch die Zweige.
Nach zwei Stunden hörte der Regen ganz auf, schwül war es noch immer. Das wurde erst besser als die Sonne unterging und sich die Wolken verzogen. Walking Akts tauchten auf, Musik spielte, die Getränkestände machten ihr Geschäft, wir versuchten, uns zwischen den Picknickdecken durchzuschlängeln und machten "Leute gucken".
Dann kam endlich das Feuerwerk. Ein sehr norwegisches Feuerwerk, bunt und sehr laut und sehr viel. Nicht Kleckern - Klotzen. Ein phantastisches Feuerwerk, passgenau zur Musik, mit detailverliebten tollen Effekten. Ein Feuerwerk, das so viele Höhenelemente hatte, dass auch unsere Tochter von ihrem Balkon aus eine ganze Menge sehen konnte.
Wir waren mächtig begeistert. Der hintere Gartenteil tauchte in dichtem Feuerwerksnebel ab, die Feinstaubbelastung war gigantisch und eigentlich dürften deswegen jetzt tagelang keine Autos durch Herrenhausen fahren. Egal. Es war toll.
Anschließend war Illumination des Gartens, noch etwas bummeln und dann verschwitzt und sehr zufrieden nach Hause fahren.
Dort war übrigens nicht ein Tropfen Regen gefallen.
Und jetzt ist sie da, die Schafskälte. Verschnaufpause von Hitze und Schwüle. Wir sind dankbar.