Wenn wir mit dem Auto zum Stadtpark fahren, parken wir im Viertel nebenan und nicht im schicki-micki neu hochgezogenen Parkhaus neben der Stadthalle. Neu - ok, es ist von 2012. Aber hoch umstritten, als der schlichte Sandplatz, auf dem wir umsonst den Wagen abstellen durften, mal schnell mit dem Hund rausgehen oder den Vögeln zuschauen konnten, mitsamt seinen Bäumen einem klotzigen Gebäude mit Parkautomaten weichen musste. Der Hannoveraner, besonders der drumherum wohnende, war not amused und boykottiert das Ding.
Wir also parken auch lieber am Straßenrand und jetzt im Mai unter blühenden Kastanienbäumen.
Sie blühen rosa-rot. Es scheint Trend zu sein, nicht mehr die weißblühenden Rosskastanien zu pflanzen. Das sind die, die im Herbst so schöne glänzende braune Kastanien tragen, die von den Kindern gesammelt und zum Basteln benutzt werden oder die im Tierpark für die Fütterung im Winter abgegeben werden können. Ich gebe zu, wenn so eine Kastanie herunterfällt, kann das weh tun. Oder Beulen ins geparkte Auto hauen. Vielleicht sieht die Stadt sich in der Pflicht uns Bürger vor diesen Unannehmlichkeiten zu bewahren? (Ein Trend übrigens auch, Bürger für unfähig zu halten, selber zu denken und deshalb alles zu reglementieren.)
Die rotblühenden Kastanien sind eine Kastanienart, die bedeutend weniger Früchte trägt (und die grüne Hülle drumherum ist nicht ganz so stachelig).
Sie werden auch nicht so groß wie die weiße Rosskastanie, nur 15 Meter roundabout. Und sie vertragen Trockenheit besser - und Überschwemmungen - und das Streusalz (das in Hannover nur noch in Ausnahmefällen gestreut wird).
Aber die Vorstellung, dass die Kinder in Kindergarten und Grundschule nicht mehr mit Kastanien basteln, weil sie Mangelware geworden sind ...
Kastanienbäume sind übrigens keine einheimischen Pflanzen. Sie wuchsen ursprünglich in den Gebirgswäldern auf dem Balkan und kamen erst im 16. Jahrhundert zu uns. Einwanderer (nach rechtspopulistischer Lesart Kategorie "sonstige Taugenichtse"?) - wer hätte das gedacht?