Ja, der Wind hat gedreht. An den meisten Tagen eines Jahres weht er hier bei uns in Hannover von Westen. Aber nun kommt er von Osten. Und er kommt mit heftigen Sturmböen und Kälte.
Fast den ganzen Freitag lang schneite es, anfangs schwebten zauberhafte Märchenschneeflocken, groß und leicht, dann peitschten kleine scharfe Schneekristalle über den Rasen, dann sackte die Temperatur ins Minus. Abends vereisten Wege und Straßen.
Unsere Vogelfutterhäuser waren dicht umlagert, kein Wunder, die Schneedecke wurde immer dichter, ging gar nicht mehr weg und schwer lag Pappschnee auf den Büschen und Bäumen und Beeten und Rasen. Für den Weg vorm Haus musste der Schieb- und Schippbeauftragte der Familie doch wieder ran. Samstagmorgen schneite es noch immer. Mittags kam die Sonne heraus, taute alles leicht an und ließ verharschten Schnee und glatte Eisflächen zurück, als sie wieder ging.
Dabei ist schon Mitte März, dabei ist in zwei Wochen bereits Ostern! Und in einer Woche soll doch Scilla-Blütenfest sein...
Ich glaube, die kleinen Erlenzeisige hatten ihrer ganzen Verwandtschaft Bescheid gesagt, wo es trotz Schnee noch lecker Essen gibt. Alle saßen im verschneiten Apfelbaum, was für ein Lärm - wenn man bei Vogelgezwitscher von Lärm sprechen kann - , und sandten kleine Trüppchen aus, mal gucken, was im großen Vogelhaus und der Regenschirmschale so liegt.
Eine Fünfergruppe fiel mir besonders auf. Vier saßen in der Schale und der Fünfte auf dem Regenschirm, um alle anderen Vögel wegzuzischen. Dann wurde getauscht: Er durfte in die Schale, ein anderer musste hoch.
Die Meisen, sonst die Herrscher unseres Gartens, schauten genervt und verschwanden um die Ecke zur Küchenterrasse. Die Schale dort haben die Zeisige noch nicht entdeckt.
Nachts soll es wieder bis ins zweistellige Minus gehen. Und alles um uns herum hustet und schnupft, hat Halsweh oder gar Fieber. Ich hab's satt. Ich will Frühling.