Sie kommen im Winter, wenn es ihnen in Nord- und Osteuropa zu kalt und schneereich wird. Und als wir in der letzten Woche langsam in den Dauerfrostbereich des Thermometers abtauchten waren sie da: die Wacholderdrosseln.
Sie sind zu dritt angekommen. Ich wurde auf sie aufmerksam, als eine von ihnen versuchte, in meiner Kletterrose zu landen um eine Hagebutte zu pflücken. Dumm nur, dass die Zweige der Rosen doch sehr dünn und biegsam sind, die Hagebutten am Ende sitzen und so eine Wacholderdrossel recht schwer ist.
Diese Drosseln sind nur etwas größer als unsere Amseln und Singdrosseln, aber dicker. Und das ist kein Wunder bei ihrem Auftreten - hoppla, hier bin ich - und ihr anderen - verschwindet.
Sie schnappen unseren Amseln die doch so geliebten Weintrauben vor dem Schnabel weg und hacken nach ihnen, wenn sie an die Futterstelle wollen, obwohl sie selber gar nichts fressen wollen. Ich hoffe, mit den steigenden Temperaturen ziehen sie wieder von dannen.
Eine alte Bezeichnung für Wacholderdrosseln ist "Krammetsvogel". Kennt Ihr diesen Namen so wie ich aus Grimms Märchen? Krammetsvögel wurden gesotten und gebraten und gegessen. Henriette Davidis, die 1849 ein äußerst umfangreiches praktisches Kochbuch schrieb, schlägt für ein kleines Mittagessen im August folgende Speisenfolge vor: Weinsuppe mit Zwieback, Kalbsbraten mit Kartoffeln und Blumenkohl, Schinkenpastete, Krammetsvögel mit Apfelmus, Aniskuchen und Früchte. In meinem alten Familienexemplar aus dem Jahr 1907 gibt es eine ganze Reihe an Rezepten mit diesen Drosseln. Guten Appetit.