Was war das früher doch easy. Vor Weihnachten ging man einmal, zweimal, dreimal in die Stadt, shoppte sich durch die Geschäfte und hatte dann die Geschenke für die Lieben zusammen. Na ja, meistens. Für die entfernter wohnenden Lieben wurde ein Paket gepackt, in Packpapier gewickelt, mit Band umschnürt und zur Post gebracht.
Dann kam das Internet und auf einmal bestellen wir alle nur noch "Schnäppchen", die dann ins Haus geliefert werden. Oder direkt geschenkverpackt zum Beschenkten.
Und statt wie früher nur die Deutsche Bundespost gibt es nun eine Auswahl an Paketboten: DHL und DPD und GLS und UPS und Hermes (kein Götterbote, bei Göttern stinken Pakete nicht nach Zigarettenrauch). Uuuups. An manchen Tagen steuern gleich 3 Paketautos unser Viertel an, an den meisten gar keins.
Denn wir im Marienburger Weg sind paketaustragungsmäßig die unterste, die bedeutungsloseste, die am schnellsten zu vergessende Region im Nordosten Hannovers: nur Wohnhäuser, keine Geschäfte, keine Büros. Paketniemands. Kleine enge Straßen, Sackgässchen, Häuser, vor denen ein Paketauto nicht vorfahren kann, bei denen ein Paketbote zu FUSS laufen muss.
Kein Wunder, wenn wir manchmal Tage auf bestellte Dinge warten, die eigentlich SOFORT ausgeliefert werden sollten, aber dann, dann kommen drei angesammelte Päckchen auf einmal. (Ein Prinzip, das die Briefpost schon seit Monaten durchführt. Montags nie Briefpost, Samstags selten, und an den übrigen Tagen nur, wenn es sich nicht vermeiden lässt. Dafür quillt dann der Briefkasten über. Die Ankündigung der Post eines etwa so aussehenden Pilotversuchs in den Medien ist so lachhaft - sie machen es schon lange. Nur die Citypost, die kommt täglich und nicht erst nachmittags um vier, sondern erfreulich morgens um neun.)
Habt Ihr schon einmal auf etwas dringend Benötigtes gewartet und es kam nicht? Habt Ihr schon einmal versucht, telefonisch nachzufragen? Überhaupt eine zuständige Telefonnummer zu finden ist fast aussichtslos. Denn auch für Reklamationen und Fragen gibt es Internet und die moderne "Sendungsverfolgung". Da muss sich der Paketdienst nicht am Telefon gegenüber aufgebrachten Empfängern rechtfertigen.
Und dann steht da: erster Zustellversuch erfolglos. Und Ihr wisst genau, denn Ihr wart da, es war niemand an der Tür, niemand hat geklingelt. Und es liegt auch kein Kärtchen im Briefkasten. Denn auch das hat es schon gegeben, mal eben ohne Klingeln auf die Schnelle eine Benachrichtigungskarte einwerfen und gleich wieder weg. Ich bin ihm noch nachgelaufen! Aaaarg.
Am nächsten Tag stand der Hermes-Bote vor der Tür. Und ich sagte: "Ach und gestern hatten Sie wohl keine Lust?" Sofort verließen ihn alle deutschen Sprachkenntnisse: "Nix verstehn....?" Wie praktisch.
Samstag kam einer - drückte mir wortlos ein großes Paket in die Hand und zückte den Unterschreibcomputer. Und ich sagte: "Das ist nicht für mich." Und gab es zurück. Er versuchte wieder, es mir in die Hand zu geben. Und ich sagte: " Das ist nicht hier. Hier ist Marienburger Weg, nicht Posener Straße." Und er deutete mit dem Finger auf den Namen und versuchte wieder, es mir zu geben. Und ich sagte: " Hier ist Marienburger Weg 10 und nicht Posener Straße 30 und ich heiße nicht Wiebke." Und er deutete auf das Klingelschild und sagte: "Hier! Straße?" und wollte mir wieder das Paket geben und wedelte mit dem Unterschreibdings und ich sagte: "Das ist da hinten um die Ecke, nicht hier!" Und dann kam von ihm auf Englisch: "What is street?" und er guckte fragend auf die Paketadresse und das Klingelschild. Und ich schrie ihn an: "Nicht hier!!!" Dann ging er - mit Paket.
Und - Hallo Wiebke - ich hoffe, Sie haben es bekommen.
Wir werden in diesem Jahr - ganz retro - die Geschenke persönlich in den Geschäften Hannovers kaufen.