Woran wir deutlich merken, dass die Weihnachtszeit näher rückt? Unsere morgendliche Tageszeitung passt fast nicht mehr in den Briefkasten.
Nicht, weil die Redakteure vom Schreibfieber gepackt wären, obwohl das durchaus gerechtfertigt wäre bei dem inzwischen saftigen Abopreis von fast 42 Euronen. (Aber wahrscheinlich würden sie dann noch mehr Grammatik- und Zeichensetzungs- und Rechtschreibfehler machen als jetzt schon. Und ja, ich bin pingelig, aber die Familie hatte vor Jahren einen eigenen Verlag und das Korrekturlesen liegt sozusagen im Blut.) Nein, es sind die Werbebeilagen, inzwischen umfangreicher als die Nachrichten und bis Weihnachten wird das noch stetig zunehmen. Denn jeder muss werben, nur nicht das Weihnachtsgeschäft verpassen: die Kaufhäuser, Buchhandlungen, Parfümerien, die Möbelmärkte und die Technikgeschäfte. Vor allem die Technikgeschäfte.
Selbst die katholische Kirche wirbt. Mir fiel das Misereor-Magazin auf den Frühstücksteller: "frings".
Fast hätte ich es sofort ins Altpapier geworfen. Dann erinnerte ich mich an eine Erzählung meines Vaters:
Es war kurz nach dem Zweiten Weltkrieg und er war sehr, sehr krank und lag im Krankenhaus. Kardinal Frings, Erzbischof von Köln, wurde in diesem Krankenhaus herumgeführt und sprach mit vielen Patienten. Auch mit meinem evangelischen Vater, über dessen Lebensgeschichte und Krankheit und die wenige Aussicht auf Heilung. Danach nutzte er seine Kontakte zur amerikanischen Besatzungsmacht, mein Vater erhielt ein Antibiotikum, das es in Deutschland damals fast nicht gab. Ohne das hätte er nicht überlebt.
Es gäbe mich nicht, meine Kinder nicht, diesen Blog nicht...
Die große Forschung an Antibiotika fand während des Zweiten Weltkriegs in den USA statt. Am bekanntesten ist das Penicillin, damit konnte sich das Land ab 1944 ausreichend versorgen. Der Alliierte Kontrollrat verbot nach dem Krieg zunächst die Produktion in Deutschland, das führte zu Schmuggel und Schwarzmarkt mit dem "Wundermittel". Ein Geschäft um Leben und Tod. Bei uns hießen früher übrigens alle Antibiotika "Penicillin".
Kardinal Frings war Initiator und Mitgründer von Misereor und darum habe ich mir die dünne Zeitschrift noch einmal genommen und gelesen. Über Menschen und Städte und gute Ideen und Menschlichkeit.
Wenn Ihr sie auch in der Tageszeitung findet ... lest sie ruhig.