Noch etwas Roussillon, weil es dort so schön ist. Man muss nur in der Nebensaison kommen, am besten im Herbst, wenn sich auf den Weinfeldern drumherum die Blätter verfärben und die Trauben reif sind. Dann passt alles.
Im 19. Jahrhundert war übrigens neben Wein, Obst und Gemüse und dem Ocker ein weiterer Einkommenszweig die Seidenraupenzucht. Nicht nur in Roussillon, in der ganzen Provence.
Um die Räupchen zu füttern, wurden Maulbeerbäume angepflanzt. Viele Weingüter machten das, ein Zusatzgeschäft. Denn auch der Handel mit den Maulbeerbaumblättern florierte, ärmere Familien züchteten nebenbei Seidenraupen und kauften das Futter an. Für die Seidenverarbeitung entstanden kleine Fabriken, die nicht gerade wenig produzierten. Aber wie beim Ocker kam der "Fortschritt" in Form von Kunstseide und die Zucht rechnete sich nicht mehr. Mitte des 20. Jahrhunderts war Schluss.
Aber viele Maulbeerbäume stehen noch.
Ob sie auch von denen geliebt werden, die wir an lauen Sommer- und Herbstabenden auf provenzalischen Terrassen hören können: Les Cigales? Les Cigales sind Zikaden, aber nicht die Minitierchen, die in heimischen Rhododendren herumspringen, sondern erheblich größere Singzikaden. Es sind die Männchen, die die große Klappe haben und singen ... singen ... singen.
Lebend bekommt man sie nur selten zu sehen. sie tarnen sich gut. Und trotzdem sind sie überall präsent: auf Schildern und Geschirr und Stoff, aus Keramik als Mitbringdeko, als Messergriff, aus Ton auf Hauswänden. Eine Cigale über der Haustür soll Glück bringen. Auf jeden Fall bringt sie viel provenzalisches Feeling.
Es gibt auf den Märkten eine Vielfalt an Keramikcigales, mal schön, mal weniger - und manche kommen aus China. Wie die Seidenraupen früher.
Mein Tipp ist die Seife in Zikadengestalt, garantiert Provence-made. Ein gutes Mitbringsel und Souvenir. Seife kann man immer brauchen. Jede Farbe hat einen anderen Geruch: nach Lavendel, nach Rosen, nach Verbene, nach Oliven, nach ...