Wenn man zur Miete wohnt und alle paar Jahr berufs- oder familienbedingt in neue Räume zieht, hat das den großen Vorteil, dass sich die private Habe praktisch von selbst ausmistet. Spätestens beim Wieder-Einräumen wirft man weg. Wenn man aber wie wir seit vielen Jahren im eigenen Haus wohnt, dann hilft nur ... Ja, was eigentlich?
Zwischendurch hilfreich, zumindest aus Aufräumsicht, waren unser Wasserrohrbruch und Umzüge unserer Kinder, allerdings stark beschränkt auf bestimmte Räume. Und gute Vorsätze: Ich habe mich jahrelang ab Neujahr Raum für Raum durchs Haus geputzt und dabei aussortiert. Der letzte Raum auf dieser Putzliste war eigentlich immer das Arbeitszimmer mit den Papierbergen und meistens hing mir dann das Ganze schon zum Hals heraus und überhaupt gab es ja ganz viele wichtigere Dinge zu tun...
Es gibt schlaue Bücher über das Aufräumen. Wie man es schafft, das Chaos unter Kontrolle zu bringen und den Papiertiger zu beherrschen, der sich in Schubladen und Regalen breitgemacht und mit den Jahren mehr und mehr Platz eingenommen hat.
Unseren haben wir jetzt bekämpft. Es war ein schwerer Kampf. Teile des Tigers waren älter als ich. Ein Tiger, der schon bei meinen Eltern und Schwiegereltern gepäppelt wurde.
Wir haben weggeworfen und mit unserem kleinen Aktenvernichter geschreddert. Ja, Tiger, da guckst du.
Bis - AArrrrggmpf. Ein scheußliches Geräusch und nichts ging mehr. Müde und alt war das Gerät nur noch bereit halbe Seiten zu schlucken und schon gar nicht unsere Papiermassen. Ich hatte einen Wutanfall und machte erstmal Gartenarbeit. Das ist eine Art von Aufräumen, die wenigstens Spaß macht.
Ich fand das Wegwerfen und Sortieren sehr befreiend, vor allem das Wegwerfen. Was aber auch diese schlauen Buchautoren nicht sagen, ist, was es mit einem macht, wenn man aufräumenderweise in seine Vergangenheit tauchen muss. Wenn alte Dinge wieder hervorkommen, die man doch so gerne vergessen hat, wenn die Schulzeit der Kinder Revue passiert und man nachträglich noch den Lehrern an die Gurgel gehen möchte ... Kopf und Herz vom Müll zu befreien ist nicht mit einem neuen Aktenvernichter und blauen Abfallsäcken getan.