Und nun das Deutscher-Pavillon-Büroparty-Wochenende Teil 2. Mit den
Getränken hatte ich aufgehört.
Wir waren sehr froh, nicht die hohen Getränkepreise bezahlen zu müssen, wir hatten einen vollgestopften Kühlschrank und eine vollgestopfte Kühltasche, denn es war wirklich warm und auf der Plaza noch wärmer in der prallen Sonne und einige dort haben, vielleicht wegen der hohen Preise, offenbar nicht genug getrunken und dann kamen die Sanitäter. Nach 10 Minuten. 10 Minuten! Die Security fand's schnell.
Erstaunlich, wie stark sich Wahrnehmungen unterscheiden können.
Zum Beispiel auch meine und die unserer Tageszeitung. Wir haben das Ohne-NDR2-Plaza-Konzert sehr unterschiedlich empfunden. Besonders den letzten Auftritt.
Der erste Plaza-Abend stand doch sehr unter dem Einfluss der Diskussion um die Söhne Mannheims und Xavier Naidoo und einen ihrer Liedtexte, den die Rechtsradikalen für sich vereinnahmt haben, und einer Hexenjagd, die im NDR-Rückzug gipfelte. Und jeder glaubte ein Statement abgeben zu müssen, auch auf der Expobühne. Oder vor dem Eingang zu demonstrieren. Ich habe mich gefragt, ob sie das auch tun werden, wenn Filme mit Tom Cruise oder John Travolta, die laut für die unsägliche Scientology schreien, anlaufen… Die Söhne Mannheims waren Paten im Projekt „Schule ohne Rassismus - Schule mit Courage“ der Schule meiner Kinder. Bis der Shitstorm losbrach fanden sie alle toll. Ich gebe ganz ehrlich zu, dass ich den Liedtext nicht verstanden habe, auch nach dreimal lesen nicht (wobei ich absichtlich auf alle wohlgemeinten Interpretationshilfen der Medien verzichtet habe) und obwohl ich Deutsch-Abitur habe, und dass ich ihn dahin werfen würde, wo er hingehört: in den Mülleimer.
Das „euphorische Live-Feeling“, mit dem die Bandauftritte der Söhne beworben werden, war diesmal futsch. Es war sowieso nicht so pickepackevoll wie am zweiten Abend. Und nach Henning Wehland, Max Giesinger (der live richtig gut rüberkam), Bastille, Walking on Cars und Bosse (mein energiegeladenes Highlight und zuletzt schweißnass) drehte sich gefühlt ein Fünftel der Besucher um und ging. Von der endlich mal tollen Bosse-Stimmung rettete sich nicht viel rüber zu den Söhnen. Nur in die ersten Reihen. „So richtig Stimmung kam erst beim Hauptact auf…“ schreibt die Zeitung, die wahrscheinlich genau dort stand. Nicht gemerkt, dass keiner nach einer Zugabe rief und alle schon halb weg waren, als die Söhne noch mal rauskamen? „Wir haben doch noch was für Euch.“ Und Zugabe spielten. DAS hätte ich nie getan. Das war erbärmlich. Fremdschämen.
Was ich nie gedacht hätte: das NJoy-Konzert gefiel mir erheblich besser und ich bin schon lange nicht mehr in der NJoy-Zielgruppe. Die Plaza war voller als voll, die Stimmung bombig und die Acts machten Party pur: Chefboss, DJ Alle Farben, Imany, Clean Bandit, die Beginner mit dem fabelhaften Jan Delay und zuletzt Deichkind.
Deren Musik kann man mögen oder nicht (die Texte sollte man unbedingt nachlesen), die Bühnenshow muss man mögen – bunt und schrill und lustig und bloß nicht zwischendurch weggucken, soviel passiert. Sie geben alles. Und die Menge stand bis zur letzten Sekunde und wollte sie gar nicht mehr fort lassen.
Und deshalb bin ich doch ein wenig traurig, dass nun Schluss mit den Büropartys ist.