Ich habe es gerade noch so geschafft, bevor der Frost kam und alles steinhart gefror. Ich habe wieder Tulpenzwiebeln gesetzt, damit es im Frühjahr schön blüht - hoffentlich schön blüht - denn im letzten Frühjahr... Aber die Geschichte besser von Anfang an:
Ein herbstlicher Kurzurlaub in den Niederlanden im letzten Jahr bescherte mir eine große Tüte voller Tulpenzwiebeln. Was auch sonst, werdet Ihr sagen. Holland - Tulpen - logisch.
Ich hatte mir Tulpen gewünscht, die so aussehen, wie die Tulpen auf den Rembrandt-Gemälden, wie die Tulpen, die während des Barock so begehrt waren und von fabelhaften Malern wie Nicholas Robert und Pierre Joseph Redouté porträtiert wurden: zweifarbig, geflammt, frisee, gefüllt und bitte ganz viel rot-weiß.
Holland bedeutet auch Amsterdam und Amsterdam ist bekannt für seinen "Blumenmarkt". Die Stände dort sind einfach fabelhaft und verleiten zum Geldausgeben. Und günstig sind sie auch noch. Habe ich gedacht.
Im Oktober habe ich gepflanzt und im Frühjahr gespannt nach den Tulpen Ausschau gehalten. Ja, sie kamen wirklich und machten schöne Knospen und ich malte mir aus, wie toll das alles aussehen würde.
Und dann kam die Enttäuschung. Rot. Ungefüllt. Einfach. Gelb. Ungefüllt.
Ich hatte mir auf die den Tüten beigelegten Bilder geschrieben, wohin ich gepflanzt habe und eine Verwechslung ist nicht möglich. Nur eine Sorte hat gehalten, was das Bild versprach. Das war die teuerste, auf der Verpackung war der Tulpenzüchter angegeben und sie war aus dem Baumarkt an der Autobahn.
Als wir vor einigen Wochen bei der Infa auf dem Messegelände waren, stolperte ich über zwei Stände voller Blumen- und Tulpenzwiebeltüten und die Abbildungen sahen genau so aus, wie auf den Tüten aus Amsterdam vom letzten Jahr...
Ich hatte ein langes Gespräch mit dem Standinhaber. Ja, sagte er mitleidig, kein Wunder, billige Sommerzwiebeln hätte ich bekommen, die würden nichts bringen, die hätten keine Kraft. Immer erst im Herbst kaufen. Am Besten bei ihm. Er könne mir garantieren, dass auch die Tulpen herauskämen, die abgebildet seien. Aha...
Ich habe mich überreden lassen und drei Tüten mitgenommen und ihm gesagt, im 2017 sei ich wieder da und wehe, wenn im Frühjahr nicht... Ich würde Fotos machen... Seine 100 Prozent Garantie schwächte er daraufhin auf 80 Prozent ab, aber immerhin.
Also, ihr lieben Amsterdam-Touristen und Tulpenfans, kauft lieber im Gartencenter um die Ecke. Wenn es dann nicht so aussieht wie versprochen, könnt ihr dem Laden die Tulpen um die Ohren hauen und Euer Geld zurück verlangen. Und, liebe Tourismusmanager in Amsterdam, ich nenne das Betrug und Abzocke und dafür sollte man nicht auch noch werben. Wenn Ihr den Stand auf dem Amsterdamer Blumenmarkt erkennt... also ich mache einen grossen Bogen um ihn, suche einen Baumarkt mit Gartenabteilung und kaufe dort Tüten mit Züchternachweis oder direkt beim holländischen Züchter.
Aber warum blüht denn nun eine Tulpe einfach rot und nicht so wie versprochen und warum verschwinden im Garten die auffälligen hübschen Tulpen nach einigen Jahren und dafür tauchen gelbe oder rote ungefüllte Blüten auf? Eine Tulpenzwiebel verändert doch nicht mit der Zeit ihre Gene...?
Die lieben Tulpen haben die Eigenart, dass die Zwiebel, die in diesem Jahr geblüht hat, abstirbt, also jede Zwiebel nur einmal blüht. Aber vorher bildet sie schon während der Blüte eine oder mehrere Tochterzwiebeln aus und gibt ihnen ihre Erbanlagen weiter. Und diese Töchter blühen dann im Jahr darauf. Wenn sie dann noch nicht genug Kraft haben erst im übernächsten. Wer die mendelschen Gesetze der Vererbung kennt, weiß, dass dabei auch alte Erbanlagen dominant werden können und deshalb ist eine Tulpenzwiebel immer eine kleine Wundertüte. Je besser der Standort (sonnig, warm und nicht zu nass) und je besser die Nährstoffversorgung der Mutterzwiebel ist, desto zuverlässiger ist die Vererbung der angezüchteten Eigenschaften. Dann sind auch die Tochterzwiebeln schön groß und kräftig. Die Tulpenzüchter lassen die Pflanzen einmal aufblühen um das Aussehen zu kontrollieren und kappen dann alle Blütenköpfe, damit über die Blätter die Mutterzwiebel ihre ganze Kraft in die Tochterzwiebeln geben kann. Deshalb sollte man im eigenen Garten verblühte Tulpen schnell ausschneiden, das Laub aber stehen lassen, bis es von selbst abgewelkt ist. Und im Herbst und im Frühjahr vor der Blüte düngen.
Billige Tulpenzwiebeln stammen von Muttertulpen, die man für den Blumenverkauf hat aufblühen lassen (doppelter Verdienst) und die nicht genug Zeit und Kraft für ihre Tochterzwiebeln hatten, deshalb sind diese meistens auch recht klein. Und dann blüht es rot und gelb.