Ja, versprochen. Das ist erst einmal mein letzter Post zu Celle.
Damit Ihr versteht, warum das Schloss für einen Hannoveraner so interessant ist, muss ich Euch etwas zur Geschichte erzählen:
Hannover war schon eine fix und fertige Stadt, da kam Georg von Calenberg und machte seine Residenzstadt daraus. Er musste erst einmal abreißen und umbauen, um Frau und Kinder einigermaßen unterbringen zu können. Das war 1636, während des 30jährigen Kriegs und da war es wichtig, innerhalb der Stadtbefestigungen zu wohnen.
Celle war da bereits schon lange, lange eine Residenzstadt und entsprechend ausgestattet. Georg ist übrigens in Celle geboren, bestimmt im Schloss, wo sonst? Auch wenn das Schloss damals noch nicht so aussah wie heute, denn die heutige Form bekam es erst ab 1670 durch Georgs Sohn Herzog Georg Wilhelm und dann später bei Renovierungen nach 1834 durch den hannoverschen Stararchitekten Laves.
Ein Schloss - Irgendwas ist immer kaputt, dann muss modernisiert werden, dann angebaut. Klein fängt man an. In Celles Fall war das eine recht schlichte Burg: Burgturm, Wohnhaus. Sie ersetzte eine
abgebrannte alte Burg in Altencelle, von der nur noch der grasbewachsene Wall existiert. (Die, ich kann es mir nicht verkneifen, Keimczelle Celles seit dem Jahr 986.) Weil sich das
Flussbett der Flüsse Aller und Fuhse verändert hatte, war der neue Platz strategisch und verkehrstechnisch günstiger.
Celle war damals eine Steueroase. Denn um Bauern und Handwerker zum Umzug vor die neue Burg zu bewegen, versprach Herzog Otto 1292 Steuererleichterungen. Und es funktionierte - im Mittelalter genauso wie heute in Lichtenstein und Panama und...
Schon damals war Celle Residenz wenn die Herzöge auf Reisen vorbei kamen. Konkurrent darum war Lüneburg, aber, während einer der immer wieder vorkommenden Erbschaftsprügeleien der damaligen Zeit, versuchten die Lüneburger den Herzog loszuwerden und zerstörten kurzerhand die Residenz. Dem Herzog blieb gar nichts anderes übrig als nach Celle zu ziehen. 1433 wurde Celle ständige Residenz. Hannover war - auch verkehrstechnisch - weit weg.
Als Georg von Calenberg nach Hannover zog, residierte sein Bruder Friedrich in Celle. Weil der keinen direkten Erben hatte, erbten Georgs 4 Söhne nicht nur Hannover, sondern auch Celle. Und sie fanden Celle bedeutend netter, das Schloss schöner und die finanzielle Seite angemessener. Jeder von ihnen regierte erst einmal Hannover-Calenberg. Sobald er die Chance hatte, nach Celle zu wechseln, meistens durch Erbschaft, tat er das mit Vergnügen (oder versuchte es zumindest). Und ließ in Hannover den nächsten Verwandten ans Management. Erst nach "kleinen" Gebiets- und Geldumverteilungen gewann Hannovers Attraktivität.
Als dann Ernst August, der jüngste der Brüder, in Hannover dran war, verheiratete er seinen ältesten Sohn Georg Ludwig mit Sophie Dorothea, dem einzigen Kind seines Bruders Georg Wilhelm, der in Celle residierte. Außerdem legte er fest, dass nur Georg Ludwig ihn beerben würde und alle übrigen Kinder nichts. Die Ehe ... das ist eine Geschichte für sich ... aber nach Georg Wilhelms Tod 1705 wurde das Celler Gebiet mit Hannover-Calenberg vereinigt und die Hannoveraner dachten gar nicht daran, umzuziehen. In Hannover gab es inzwischen auch ein schickes Schloss und wunderbare Gärten in Herrenhausen, Georg zog bald als König Georg I. nach England und Celle war nur noch Sommerfrische der Mächtigen, während Hannover ...
Alle Schloss-Fotos seht Ihr dank freundlicher Genehmigung der Leitung des Residenzmuseums Celle.