Hinter dem Berggarten-Pavillon liegt ein "Schmuckhof", üppig bepflanzte Geometrie. An ihm kann man sehen kann, wie stark Großer Garten und Berggarten trotz aller Unterschiedlichkeit zusammen gehören. In der Mitte steht eine Sonnenuhr, drum herum große, wirklich große Kübelpflanzen. In die schönen Hibiskuspflanzen habe ich mich gleich verliebt. In die großen Kakteen weniger.
Autsch!
Zwischendrin - Grünkohl und Mangold.
Ich dachte: das ist Gärtnerhumor.
Schließlich war der Berggarten ursprünglich ein Nutzgarten, der die Hofküche auch mit dem Luxus von leckeren Ananas, Orangen, Melonen, Wein, Pfirsichen und Erdbeeren versorgte. Dinge, die für uns heute so selbstverständlich sind, aber damals...
Ananas wurde bis 1922 angebaut, so erfolgreich, dass auch verkauft wurde. Um 1850 betrug die jährliche Erntemenge 500 bis 600 Früchte. Hättet Ihr das gedacht?
Die Sonnenuhr im Schmuckhof habe ich übrigens gar nicht so gewürdigt, wie sie das verdient gehabt hätte. Mir war es einfach zu sonnig und heiß. Aber um sie herum rankt sich ein Krimi, der es locker mit dem Bahlsen-Keks-Thriller 2013 aufnehmen kann.
Die Sonnenuhr, die jetzt hier steht, ist eine Replik, die 1986 das Original ersetzte. Das wurde 1719 von John Rowley, Meister der Mechanik am Hof von König Georg I., für den Berggarten angefertigt und genauestens auf den Hannoverschen Sonnenlauf eingestellt. Nach ihr wurden die hannoverschen Uhren gestellt, denn die mechanischen Uhren waren damals noch lange nicht so ganggenau wie die Sonne. Und da stand sie im Berggarten und verwitterte vor sich hin. Den heutigen Standort im Schmuckhof bekam sie allerdings erst nach dem letzten Krieg.
Und dann, im Dezember 1984, war sie weg. Den Sockel ließen die Diebe da. Hannover war entsetzt, die Zeitungen berichteten seitenweise und hätte es damals schon Social Media gegeben...
Dann meldete sich jemand bei der Zeitung HAZ, ein Bekannter habe auf dem Flohmarkt eine Uhr gekauft und jetzt, bei Betrachtung der Zeitungsartikel, dächte er, es könne sein, dass... aber er wolle das bezahlte Geld wieder haben... An einem geheimen Treffpunkt wurden "Lösegeld" (weniger als heutige 500 Euro) und eine Plastiktüte mit der Sonnenuhr darin ausgetauscht. Die Polizei erfuhr erst nach zwei Tagen vom Deal, die HAZ spricht selbst davon, es sei am Rande der Legalität gewesen. Und sie feierte sich als Retter...
Über den Täter - ob er gefasst wurde - warum ohne Polizei - Nichts.
4 Wochen war die Sonnenuhr verschwunden gewesen, dann kehrte sie wieder auf ihren Sockel zurück.
Aber in Hannover war man zu der Erkenntnis gelangt, dass sie vielleicht doch zu wertvoll sein könnte, um einfach so draußen herumzustehen. So kam die Replik in den Garten und das Original gut geschützt in den Pavillon.
Wer sich für Sonnenuhren interessiert und die Zeitungsausschnitte rund um den Diebstahl nachlesen möchte, dem empfehle ich die Webseite von Reinhold Kriegler ta-dip.de.