Ich habe gedacht, ich zeige Euch noch mehr vom Berggarten in Herrenhausen.
Das erste, was man von ihm sieht, wenn man aus der Straßenbahn steigt, ist der Pavillon, den Georg Ludwig Friedrich Laves entworfen und 1820 fertiggestellt hat. Laves war damals der Architekt in Hannover - Hofbaumeister, Oberhofbaudirektor, Stadtplaner. Von ihm sind u. a. das hannoversche Opernhaus, das Welfenmausoleum, die klassizistische Schlossfassade, das Leineschloss (in dessen Wiederaufbau nach dem Krieg heute der niedersächsische Landtag seinen Sitz hat), die Orangerie und eben der Pavillon, in dem früher der oberste Gärtner der Gärten wohnte und in dem die Gartenbibliothek und das Herbarium untergebracht waren.
Vor dem Pavillon ist ein großes langgestrecktes Beet angelegt, in diesem Jahr in kräftigen Herbstfarben, das sagt: "Komm in den Garten...".
Darin wachsen derzeit Zierbananen, Keulenlilien und Dattelpalmen, prächtige orangefarbene Canna, wunderschöner dunkelroter Fuchsschwanz mit dem botanischen Namen Amaranthus caudatus 'Red Octopus' passend zum Sea-Life nebenan, weiße Spinnenblumen, blauer Agapanthus und Wunderbäumchen. Wunderbäume heißen korrekt Ricinus communis, sie sind nicht winterhart und gehören zu den Wolfsmilchgewächsen. Also Achtung vor Kontaktallergien! Und - ja - sie versorgen uns mit - bah - Rizinusöl. Die wunderschönen roten Stachelbällchen sind ihre Früchte, drinnen stecken die ölhaltigen Samen. Aber sie enthalten auch Ricin, in allen Teilen der Pflanze übrigens, und sind sehr, sehr giftig. Ricin ist eines der stärksten Gifte im Pflanzenreich, es gibt kein Gegenmittel, außer schnellstmöglichst zu erbrechen. Im Öl wird es entfernt und durch die Wärme bei der Herstellung inaktiviert.
Eine gefährliche Schönheit und nichts für meinen Garten. Und eigentlich auch nichts für eine öffentliche Rabatte - oder?
Ein Vorläufer des Berggartens entstand wohl schon ab 1666, aber sicher gab es den Garten auf dem heutigen Gelände Anfang des 18. Jahrhunderts. 1774 wurde er zu einem Landschaftspark mit
Schaubeeten, Gewächshäuser wurden gebaut, der Pavillon kam dazu, um 1850 war der Garten ganz oben in der internationalen Wertschätzung und berühmt. 1866 endete das Königreich Hannover, die
Finanzierung des Gartens wurde schwierig und schwieriger mit Krieg und Inflation. Bis 1936 die Stadt Hannover dem Welfenhaus den Garten abkaufte und aufpäppelte. Und Berggarten heißt er, weil er
auf einer eiszeitlichen Sanddüne liegt, die allerdings bis heute auf die 3 Treppenstufen hoch zum Pavillon geschrumpft ist.