Das bei uns wohnende Waldmäuschen Speedy ist gut über den Winter gekommen. Ich habe Speedy im Verdacht, in seinem Mäusehaus unter unserer hohen Zypresse große Vorratskammern angelegt zu haben.
Voll mit den Sonnenblumen- und Erdnusskernen, die wir im Winter eigentlich den Vögel hingelegt haben.
Aber vermutlich bekommen auch Waldmäuse lange Zähne, wenn sie monatelang immer die gleichen ollen Saaten futtern müssen. Also mal auf die dicke Buchsbaumkugel klettern, vielleicht ist ja etwas
aus der Futterschale, die darin steckt, in den Busch gefallen. Man weiß ja nie...
Oder so: Vor 4 Wochen hatten Waldmäuse eine Schlagzeile in unserer Tageszeitung, denn einige Bauern hatten trotz Frost mit der Rübenaussaat begonnen und jammerten über die gefräßigen Mäuse (wobei
der Autor des Artikels biologisch unkorrekt von "Feldwaldmäusen" schrieb), die des Nachts das Saatgut "knacken" und in ihre Vorratskammern schleppen würden.
Da Waldmäuse auf der Liste der gefährdeten Arten stehen, dürfe man nicht einmal etwas gegen sie unternehmen. Deshalb würden am Ackerrand kleine Häufchen Sonnenblumenkerne oder ein
Gerstenkorn-NussNougatCreme-Gemisch als Ablenkung versteckt und das Mäuschen würde sich dann nur um das Leckerli kümmern und die Rübe in Ruhe lassen. Nüsse, Leib- und Magenspeise der
Waldmäuse.
Ich war schwer beeindruckt: Ostereiersuchen für Mäuse. Was würde Speedy von einem Schokoei mit Haselnusscreme und -stückchen halten?
Alles ging sehr schnell. Das Ei lag noch keine Minute auf der Terrasse, da schnupperte Speedy um die Ecke. Und dann war es so fix weggeschleppt, dass ich gar nicht schnell genug auf den Kameraauslöser drücken konnte. Und die Familie war entsetzt, Du fütterst die Maus mit Schokolade? Karies - Diabetes - das arme Mäuschen. Liegt jetzt bestimmt mit Bauchweh im Bettchen.
Im Gegensatz zu den Feld-, Haus-, Rötel- und Schermäusen stehen Waldmäuse (Apodemus Sylvaticus) tatsächlich auf der Liste der Bundesartenschutzverordnung und dürfen von Bauern nur mit einer
Sondererlaubnis der Naturschutzbehörde bekämpft werden. Bei uns im Norden gibt es übrigens weitaus weniger Waldmäuse als im südlichen Deutschland. Wenn das Nahrungsangebot in der Natur im
zeitigen Frühjahr knapp ist, wirkt ein frisch gesäter Rübenacker auf Mäuschen wie ein gedeckter Tisch. Dann futtert Maus bis zu 800 Samen pro Nacht. Dafür "knackt" sie die Rübenpillen. In der
modernen Landwirtschaft werden Samen nicht mehr einfach ausgestreut, sondern als Dragee mittels einer Saatgutaussähmaschine in die Erde gebracht. Diese Dragees sind mehrschichtig kompliziert
aufgebaut: mittendrin der Samen, drumherum etwas Fungizid gegen Pilze, eine Schicht mit Dünger fürs Keimen und Wachsen, eine Schicht mit Insektiziden und wieder Fungizide, drumherum eine
Schutzschicht, die alles zusammenhält und den Bauern vor den Giften schützt. Wieviel Gift nimmt eine Maus beim "Knacken" auf? Also, ich glaube, Speedy kann froh sein, sich sein Bäuchlein nur mit
Schokolade verdorben zu haben.
Wo bleibt eigentlich das ganze Gift, wenn die Rübe wächst?