So viele Pilze hatten wir noch nie im Garten. Und im Rasen. Und so viele verschiedene.
Wären sie alle essbar, wären wir gut mit Pilzpfannen versorgt. Aber einige sind wirklich sehr, sehr giftig, bei einigen weiß ich es nicht und selbst die, die wir essen könnten, würde meine Familie nie in die Küche lassen. "Wir glauben dir ja, dass sie ungiftig, sind, aber weißt du, man sollte vorsichtig sein...."
Dabei habe ich schon als kleines Mädchen mit meinem Vater zusammen Pilze gesucht. Steinpilze, Birkenpilze, Butterpilze, Wiesenchampignons.
Der Favorit meiner Mutter war ein Pilz, der wie ein alter ausge- franster Badeschwamm aussieht, also so gar nicht nach Pilz, und Krause Glucke heißt. Im Wald beim Mellendorfer Fernsehturm gab es eine Stelle auf einer Lichtung bei einer großen Eiche - dort wuchs er. Das Objekt der Begierde vieler Pilzsammler, auch heute. Wir waren in jedem Herbst sehr angespannt - finden wir ihn? Oder hatten Andere unseren Geheimplatz entdeckt und waren schneller gewesen?
Ich habe die Pilzkenntnisse meines Vaters nie angezweifelt.
Während ich das jetzt schreibe, habe ich wieder den Geruch nach feuchtem Waldboden, Tannennadeln und Pilzen, Sonne auf den Blättern und schwirrenden Mücken in der Nase. Herbst und Pilze gehören einfach zusammen. Dabei mag ich sie gar nicht mal so sehr...
Und dann kam Tschernobyl und alle Pilze im Wald strahlten und wurden nicht mehr gesammelt. Und im Supermarkt gibt es sie gezüchtet und abgepackt. Aber das ist nicht dasselbe.