Ich habe keine Angst vor Mäusen. Aber mir geht es mit ihnen wie mit vielen Dingen: Es ist eine Frage der Menge.
Zu Mäusen fallen mir viele Geschichten ein.
Eine spielt in dem Göttinger Büro, in dem ich einmal gearbeitet habe.
Wir hatten Keksdosen geschenkt bekommen und in jedem Raum stand eine auf dem Tisch. Mit dem Zumachen der Deckel haben wir es nicht so genau genommen, bis wir dann Fraßspuren an den Keksen entdeckten. Mäuse? Im 2. Stock? Detektivischer Spürsinn war gefragt.
Schließlich wurde eine Lebendfalle aufgestellt und der Täter gestellt. Es war tatsächlich eine - gut genährte - kleine Maus. Die beiden Chefs gaben sich männlich-cool, wir Frauen waren etwas emotioneller... Wir haben die kleine Maus dann im Göttinger Botanischen Garten freigelassen. Der übrigens sehr schön ist und keinen Schaden genommen hat.
Eine andere hat unsere Tante erzählt, sie spielt um 1930 in dem Forsthaus mitten in pommerschen Wäldern, in dem sie aufgewachsen ist. Sie war damals noch ein kleines Mädchen und hörte Geräusche aus der Speisekammer. Die kamen aus einer großen Blechdose mit Deckel, in der einstmals Kaffee gewesen war.
In der Dose lief eine Maus, immer im Kreis herum. Und ohne nachzudenken griff Tantchen nach der Maus, um sie ihrer Mutter zu zeigen. Die Maus biß ihr in Panik in den Finger und ließ nicht mehr los und Tantchen schrie und schleuderte sie immer im Kreis herum und rannte hinaus. Erst einmal draußen rannte die Maus dann auch weg. Und unsere Tante musste sich den Finger verbinden lassen. Seitdem mag sie Mäuse nicht mehr.
Dosen scheinen für Mäuse unwiderstehlich zu sein.