Wir waren auf dem Engesohder Friedhof und haben ganz viele rosafarbene Chrysanthemen gepflanzt. Weil rosa die Lieblingsfarbe meiner Schwiegermama war.
Unsere Familiengrabstätte besteht schon seit 1888, also seit 125 Jahren auf dem Stadtfriedhof Hannovers. Ich hoffe sehr, dass sich auch in Zukunft alle 20 Jahre ein Familienmitglied findet, das bereit ist, für weitere 20 Jahre die happigen Gebühren zu berappen. Und sich nicht sagt, dass man von dem Geld auch ein schönes (o. k. gebrauchtes) Auto kaufen könnte oder Urlaub machen... Es gibt auch keinen „Rabatt für treue Kunden“, obwohl ich so etwas gut fände. Vielleicht eine Staffelung, 10 % Ermäßigung nach 40 Jahren, 20 % nach 80 Jahren, usw. …
Dieser Friedhof ist eigentlich mehr ein Park mit hohen Bäumen, Hecken, Wasserbecken und Brunnen. Und es ist wirklich schade, wenn man ihn nur bei Beerdigungen kennenlernt. Nur direkt vor den Grabsteinen sind Blumenbeete, der Rest ist Rasen und die Gärtner haben gut zu tun. Und jedes Jahr ärgere ich mich über sie, weil sie im Herbst und Frühjahr auch unser Beet aufräumen und dabei selbst Cotoneaster und Funkien einfach verschwinden.
Unsere Grabstätte liegt an der Friedhofs-Touristenroute. So etwas verpflichtet. Es gibt, wie in Paris und Wien, eine Broschüre der Stadt und einen ausgearbeiteten Rundkurs zu allen bedeutenden Gräbern und Mausoleen. Das sind schon eine ganze Menge, denn Engesohde wurde 1864 als Nachfolger des damals überfüllten Gartenfriedhofs in der Innenstadt eröffnet. Auf beiden zusammen liegt die Stadtgeschichte Hannovers, zu der ein kleines bisschen auch unsere Familie gehört.
Die Fotos stammen zum Teil von Martin Keese.